Virginia E. Wolff: Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade draus

„Hast du schon mal so gelacht, dass dich eine Zeit lang nichts verletzen kann, egal, was sie dir antun wollen?“

La Vaughn lebt mit ihrer Mutter in einem Stadtviertel, in dem Gangs und Nachbarschaftswachen zum Alltag gehören. Ihr großes Ziel ist es, als Erste der Familie aufs College zu gehen – um das zu erreichen, heißt es Geld verdienen. Das 15-jährige Mädchen findet einen Babysitterjob bei Jolly, die nicht viel älter ist als sie selbst, aber schon Mutter von zwei kleinen Kindern und Schichtarbeiterin in der Fabrik. Als Jolly ihren Job verliert, scheint ihre Welt komplett auseinanderzubrechen. La Vaughn versucht, trotz der Einwände ihrer Mutter, Jolly dazu zu bringen, ihren Schulabschluss nachzuholen, um bessere Chancen im Berufsleben zu haben.

Virginia E. Wolff zeichnet ein leider sehr realistisches Bild von Menschen in einer amerikanischen Großstadt, die in armen Verhältnissen leben: La Vaughns Vater war zur falschen Zeit am falschen Ort und wurde bei einer Gangschießerei erschossen, Jolly hatte in ihrem ganzen Leben nur eine Bezugsperson, die ihr Wertschätzung und Liebe entgegenbrachte. Sozialhilfe lehnt sie ab, aus Angst, dass ihr dann der Staat ihre Kinder wegnimmt. Von all dem erzählt die Autorin ohne Pathos, macht Gefühle wie Wut und Verzweiflung ebenso unmittelbar spürbar wie die Hoffnung, dass sich alles zum Besseren kehren wird. Für mich ist es fast unvorstellbar, so zu leben, in einer Gegend, in der man Angst um sich und seine Kinder haben muss. Und wie viel Mut und Willensstärke es braucht, um in dieser Situation das Beste zu machen und diesen Verhältnissen zu entkommen. Ein schönes und optimistisches Buch, das mich auch nach all den Jahren wieder gefesselt hat.

Barbara Mladek


Cover

Virginia E. Wolff: Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade draus (Originaltitel: Make Lemonade)

Aus dem Amerikanischen von Brigitte Jakobeit
München: Hanser 1999, vergriffen