Maritgen Matter: Ein Schaf fürs Leben

„Ich hab ihn nach Hause gebracht, dachte es. Ganz von selbst. Und er weiß es noch gar nicht.“

Große Literatur erzählt fast immer davon, wie man nach Hause kommt und zu sich selbst findet. Und große Literatur ist auch »Ein Schaf fürs Leben«. Eine eigenwillige ,Fress-Dich-Küss-Mich!‘-Freundschaftsgeschichte zwischen einem mächtig hungrigen und sehr lässig tuenden Wolf – "Wir wollen die Sache mit Stil angehen" – und einem überaus niedlichen, naiven Schaf – "Bist du Künstler? Kommst du aus der großen Stadt?" Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach "Erfahrungen". Es wird ein wilder Ritt durch eine kalte Winternacht, in der – auch die LeserInnen – hin- und hergerissen werden zwischen schönem Schein und bösem Spiel, zwischen Lachen und Heulen.

Vermutlich habe ich kein anderes Buch so oft und so vielen vorgelesen und gemeinsam – Bild für Bild – mitgefiebert. Darum sei es hier als persönlicher Buchtipp für sich allein genannt. Wenngleich ich jetzt im Sinnieren über Wintersnächte und Verwechslungskomödien zumindest auch noch »Der Bär auf dem Försterball« von Peter Hacks und Walter Schmögner in Erinnerung rufen möchte. Und von da wäre es über die Stichworte Komik und Jäger und Gejagte nur ein kleiner Schritt zu Shel Silversteins »Lafcadio – Ein Löwe schießt zurück«, grandios ins Deutsche geknurrt von Harry Rowohlt. Und von dort … Aber irgendwann muss ja Schluss sein. Also kehren wir, während Silverstein und Rowohlt im Künstlerhimmel ihr Glas Buttermilch genießen, zurück zu einem heldenhaften Schaf, das nach Abenteuern und Erfahrungen die glitzernde Spur des Schlittens zurückverfolgt. "Die Berge hinauf und durch die einsamen Täler zu seinem Haus. Und der Schnee schien aus tausenden winzig kleinen Diamanten zu sein."

Klaus Nowak


Cover

Maritgen Matter: Ein Schaf fürs Leben (Originaltitel: Schaap met laarsjes)

Illustriert von Anke Faust. Aus dem Niederländischen von Sylke Hachmeister
Hamburg: Oetinger 2003, 64 S., ab 6 Jahren, lieferbar