
Polly Horvath: Der Blaubeersommer
„Sie wollte keine Schweinerei machen. (…) Obwohl sie das dann doch tat. Sie hatte nämlich nicht damit gerechnet, dass er hüpfen würde.“
„Wer?“
„Der Kopf. Möchtest du schwimmen gehen.“
Die Lapidarität, mit der Penpen und Tilly (beide gut neunzig Jahre alt) ihrer Nichte Ratsche (13) vom Selbstmord ihrer (Tillys und Pepens) Mutter erzählen, ist symptomatisch für die Art von schwarzem Humor, die das Buch durchzieht. Polly Horvath gelingt es hier – wieder einmal – grandios, exzentrische Charaktere, „schwere“ Themen (Verlust, Tod, …) mit skurriler Komik und Fröhlichkeit zu verbinden, ohne dabei auf Tiefgründigkeit und Ernsthaftigkeit zu verzichten.
Eine Mehrgenerationen-Frauen-WG in der Wildnis, wo trotz tragischer Biographien eine Lebenslust herrscht, die ihresgleichen sucht (Seniorinnenschwimmen im Meer, Blaubeerkuchen mit Cointreau – passt zu allem). Ein Buch, aus dem man an Herz und Nieren gestärkt auftaucht.

Polly Horvath: Blaubeersommer (Originaltitel: The Canning Season)
Berlin: Bloomsbury 2005, 268 S. | ab 11 Jahren | vergriffen