Adelheid Dahimène: Indie Underground

Definitiv nicht Mainstream!

Die 2010 viel zu früh verstorbene oberösterreichische Autorin war eine Ausnahmeerscheinung – in ihrem Denken wie in ihrem Schreiben. Schon mit ihrem kinderliterarischen Erstling „Ich, Rosa Lii, die Beträumte“ machte sie klar, dass sie nicht gewillt war, ihre künstlerische Arbeit nach dem „Markt“ oder potentiellen Verkaufszahlen auszurichten. Das tat sie auch mit ihrem ersten Jugendroman nicht. Als „Indie Underground“ erschien, war das definitiv nicht Mainstream.
Neu war zunächst die Form: Das Leben des titelgebenden Helden, eines Gitarristen in einer ländlichen Hardcore-Band, wird in Form von 18 „Songs“ erzählt, also Kapiteln mit entsprechenden Songtiteln als Überschriften, und die einzelnen Stücke sind mit Minutenangaben versehen. Man beginnt auf der A-Seite mit dem „Intro“, und nach der Hälfte muss man das Buch auf die B-Seite umdrehen, um am Schluss zum letzten Stück „Exit“ zu kommen. Oder man verweigert die konsekutive Lektüre und liest nach dem Zufallsprinzip mal den einen Track, mal den anderen, das ist genau so möglich und ergibt Sinn – die „Leerrillen“ liefern mit kurzen Reflexionen den roten Faden.
Im jugendliterarischen Kontext ungewohnt waren auch Sprache und Stil, unkonventionell, bisweilen ans Experimentelle grenzend. Es ist ein spielerischer Umgang mit Textteilen, Stilelementen, sprachlichen Codes und Slangs – Dahimène sampelt gewissermaßen. Und natürlich achtete die Autorin genau darauf, im Rhythmus zu bleiben, Sprachklang und Sprachrhythmus waren ihr immer wichtig. Wie auch der Humor – bierernst ist diese Darstellung jugendlicher Befindlichkeit sicher nicht, liebevoll wird der „rebellische“ jugendliche Erzähler auch ironisiert, wenn er aus seinen Träumen von einem Plattenvertrag immer wieder auch auf die Erde in die Schule oder zu seiner nervenden Schwester zurückgeholt wird.
Das Buch erhielt 1998 den Österreichischen Jugendbuchpreis – heute ist es vergriffen. Sehr bedauerlich, wie ich finde.

Karin Haller


Cover

Adelheid Dahimène: Indie Underground

Linz: Grosser 1997 (vergriffen)