
Iwona Chmielewska: Blumkas Tagebuch
Spätestens seit Monika Pelz‘ Biografie: „Nicht mich will ich retten!“ (2003) ist mir Janusz Korczak ein Begriff. Der Arzt, Autor, Pädagoge und Leiter eines jüdischen Waisenhauses in Warschau ließ „seine“ Kinder selbst dann nicht im Stich, als sie 1942 in ein Vernichtungslager transportiert wurden. Bewundert habe ich nicht allein die Konsequenz, mit der Janusz Korczak seine Werte gelebt und bis zuletzt durchgehalten hat, seine Ideen zu Kinderrechten fand ich gleichfalls beeindruckend. Janusz Korczaks Lebenswerk erzählt von Liebe und Vertrauen und von Achtung für jedes einzelne Kind.
Iwona Chmielewska ist ein Bilderbuch gelungen, das genau diese wertschätzende und liebevolle Haltung wunderbar und behutsam einfängt. Sie lässt das Mädchen Blumka in einem fiktiven Bilder-Tagebuch vom Alltagsleben im Waisenhaus erzählen. Im ersten Teil werden jeweils auf einer Doppelseite zwölf der BewohnerInnen vorgestellt. Kleine Szenen und Anekdoten, Gesten und Motive lassen die Kinder mit ihren Fähigkeiten und Eigenheiten lebendig werden. Etwa Zygmus, der ständig Hunger hat und am Tag der Guten Tat einen gekauften Fisch frei lässt; Reginka, das Mädchen mit den kurzen Haaren, das abends wunderbare Geschichten erzählt, oder den früheren Raufbold Szymek, der den Wettbewerb im Zwiebelschälen gewinnt. Der zweite Teil ist ganz der Persönlichkeit des „Herrn Doktor“ gewidmet. Die zarten Illustrationen im Collage-Stil mit liniertem Schreibpapier, gezeichneten Fotos, Postkarten und Stadtplänen schaffen eine Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit und erzählen von einer Welt der Menschlichkeit, die mich berührt.

Iwona Chmielewska: Blumkas Tagebuch. Vom Leben in Janusz Korczaks Waisenhaus
Langenhagen: Gimpel 2011, 62 S., lieferbar