Ungebremst

Als ersten Titel bei Tulipan publiziert die österreichische Autorin Ruth Anne Byrne ihren neuen Kinderbuchroman „Ungebremst“. Hinter dem schönen Cover, trotz knalligen Akzenten schlicht und geschmackvoll, steckt die Geschichte über die 13-jährige Nina, die mitten in der Pubertät mit einem schweren Schicksal zurechtkommen muss. Infolge eines schweren Reitunfalls, der eineinhalb Jahre zurückliegt, sitzt Nina im Rollstuhl und musste deshalb auch in eine barrierefreie Schule wechseln. Dort hat sie zwar eine gute Freundin gefunden, wird aber von zwei Jungen aus ihrer Klasse gemobbt. Erst als der Anführer Max Ninas Hilfe benötigt, realisiert er den Ernst ihrer Lage. Er bringt sie zum Wheelchair Motocross und in eine neue Welt: den Skatepark. Hier versucht Nina – ohne dem Wissen ihrer besorgten Eltern – etwas gegen ihre (gefühlte) Hilflosigkeit zu unternehmen. Sie möchte wieder selbstständiger werden, dazu gehört auch die alleinige Bewältigung von Barrieren, wie Stufen. Ihr Mut sich in der männlich dominierten Umgebung und dann noch mit Handicap in eine Halfpipe zu stürzen, imponiert auch den Jungs, die sie zuvor gequält hatten. Und langsam entwickeln sich zwischen Max und Nina sogar zarte Gefühle.

Am Ende kann die Protagonistin dank der Hilfe ihres älteren Bruders auch ihre besorgten Eltern vom neuen Hobby überzeugen und mit Unterstützung der gesamten Schule bekommt sie einen Sportrollstuhl, um ihrem neue Leidenschaft richtig ausleben zu können.

Nina ist eine taffe und sympathische Identifikationsfigur, die keine Sonderbehandlung will, sondern ein normales Teenieleben. Sie beweist nicht nur Mut und Stärke, sondern zeigt auch, wie man aus einer nicht abzuwendenden Situation das Beste macht. In „Ungebremst“ können Leser*innen bekannte Themen aus einem neuen Blickwinkel betrachten – ohne dass dabei auf Mitleid gesetzt wird.

Juliane Zach

 

Ruth Anne Byrne: Ungebremst

Ruth Anne Byrne: Ungebremst

Tulipan 2022, 180 S., € 15,50, ab 11 Jahren

Dieser Buchtipp erschien zuerst in "1001 Buch"