Mit seinem Sachbuch "Eine kurze Geschichte der Menschheit" gelang dem israelischen Historiker Yuval Noah Harari ein populärwissenschaftlicher Weltbestseller, der nun in der Adaption zweier französischer Künstler als Graphic Novel in vier Teilen erscheinen wird. Band eins – „Sapiens. Der Aufstieg“ – liegt bereits vor und erweist sich als rundum gelungene Transformation ins Comic-Format, das die Stärken dieses Mediums voll auszuspielen weiß.

Erzählt wird hier also auch in Bildern und gleich auf Seite eins tritt der Autor selbst in Erscheinung, der in Folge begleitet von seiner Nichte Zoe der Frage nachgeht, warum gerade die Menschen, ehemals so gar nicht besondere und eher unwichtige Tiere, die ganze Welt erobern und verändern konnten. Dass die Sache auch ganz anders verlaufen hätte können, zeigt eine ganzseitige Illustration, in der ein Elefant und ein Nilpferd, beide in Raumfahrtsmontur, ihre Fahne auf dem Mond hissen. Nur eine von vielen hinreißend witzigen Bildideen, die den ausführlichen Text, vorrangig verpackt in viele Sprechblasen, erhellen.

Ein durchgängig unterhaltsames Buch also, das ziemlich frech und ohne falsche Ehrfurcht an die wissenschaftliche Materie herangeht, dabei aber stets klug und keinesfalls simplifizierend bleibt und obendrein erzählerisch ganz unterschiedliche Wege einschlägt. Da wird die Entwicklung verschiedener Menschenarten als eine Abfolge von Challenges in einer TV-Gameshow namens „Evolution“ präsentiert, da fliegt Doctor Fiction, eine dunkelhäutige Frau im Superheldinnenkostüm und Art Wonder Woman der Wissenschaft durch manche Kapitel, um die Wirkmächtigkeit der Mythologien und Fiktionen der Menschheit (aus Wörtern Wirklichkeit schaffen!) zu erklären, da liest sich die Geschichte der Menschheit vorwiegend als Kriminalgeschichte, bei der schlussendlich – Gerichtssaaldrama! – über die Schuld von uns allen geurteilt werden soll.
Am Ende wird der Fall dann doch ans Hohe Gericht der Zukunft verwiesen ... also abwarten, und auf Band zwei hoffen.