Was der Titel bereits ankündigt, bestätigt die Erzählstimme gleich eingangs von Kapitel 1: Kapitel 2 ist verschwunden. Und: Es gibt keine Lösegeldforderung. Also: Bei sachdienlichen Hinweisen bitte umgehend die Polizei verständigen. Am besten direkt an Hauptkommissarin McGonagle, per Telefon (0800 621-5050), per Twitter (Kapitel2) oder per Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). Wer noch Zweifel hat, braucht nur umzublättern und gelangt direkt in Kapitel 3, an dessen Ende dann auch die Hauptkommissarin auftaucht, um sich auf Spurensuche zu begeben …

Der US-Amerikaner Josh Lieb macht sich und uns einen großen Spaß und bietet im klassischen Bilderbuchformat mit dementsprechend knappem (und selbstreferentiellem) Text einen klassischen Whodunit-Krimi. Während die englischsprachige Originalausgabe illustrativ auf menschliche Charaktere und reduzierte Farbgebung in Schwarz-Grellorange (und damit Anklänge zum hard-boilt-genre) setzt, inszeniert Nikolai Renger das mysteriöse Abenteuer bunt und anthropomorph. Die handelnden Figuren sind bei ihm vermenschlichte Käfer, Echsen und Kröten und damit um einiges niedlicher, aber vielleicht auch noch etwas skurriler. An Spannung und Spaß ist aber auch in der Übersetzung von Boris Löbsack garantiert nichts verloren gegangen. Zwischendurch folgt auf Kapitel 7 zwar sogar Kapitel 45 und damit ein kleiner Exkurs und Ausflug mit einem Raketenschiff in ein Science-Fiction-Abenteuer. Aber am Ende taucht Kapitel 2 wieder auf, allerdings braucht es auch dann noch einiges an Reflexion, um den Fall tatsächlich zu lösen.

Klaus Nowak