Kali kann Kanari

Einen Vogel haben

Die 9-jährige Lisbeth lebt mit ihrer Familie – Bruder Kali (4), Mama, Oma Magda und Opa Udini – in einer 5-Zimmer-Wohnung mit Balkon. Genau dort gesellt sich eines Tages unverhofft ein entflogener Nymphensittich als neuer „Mitbewohner“ hinzu. Die Kinder wollen ihn natürlich behalten und dürfen das vorläufig auch. Sofort wird ihm der Name „Hubert“ verpasst,  nur der schon etwas verwirrte und schwerhörige Opa darf ihn „Schubert“ nennen. 

Dass der Großvater früher unter dem Namen „der große Udini“ als Zauberer mit Federvieherfahrung berühmt war, kommt dabei nicht nur einmal sehr gelegen – sei es etwa beim Bezirzen eines Polizisten oder wenn es darum geht, dem Vogel Kunststücke beizubringen. Es folgt eine Reihe an turbulenten und ulkigen Szenen, die meist von euphorischen Schlachtrufen des kleinen Kali („Kali  kann …“)  eingeleitet werden. Da wird auch schonmal das Computersystem der Polizeistation lahmgelegt oder Enkel und Opa landen im Aquarium des Zoogeschäfts. Wobei der skurrile Badespaß wohl eher dem kaputten Hörgerät des Großvaters geschuldet ist. Unter dem Motto „Kali kann fix Kassa!“ kommt der unschuldige Tatendrang des 4-Jährigen auch bewusst als Ablenkungsmanöver im Supermarkt zum Einsatz. 

Der Vogel beeinflusst den Alltag der gesamten Familie im positiven Sinne: Großeltern und Enkel finden Beschäftigung in der Vogeldressur, Mama kann sich wieder verstärkt ihrer Malerei widmen. Und Lisbeth kommt dank Hubert einem großen Geheimnis rund um ihren Erzfeind Kentucky auf die Spur. Denn obwohl der sich in der Schule immer aufspielt „wie Mister Superchecker“ und Lisbeth das Leben schwermacht, scheint sein Privatleben nicht eitle Wonne zu sein … 

Erst kürzlich wurde der österreichische Künstler Michael Roher für sein Gesamtwerk mit dem Christine Nöstlinger Preis ausgezeichnet. Der neueste Wurf des Allround-Talents (von ihm stammen sowohl Text als auch Illustrationen) sprüht vor Situationskomik und lebt erneut von den liebenswerten Charakteren, von der jede/r einzelne ihre/seine sympathischen Eigenheiten hat. Und am Ende zeigt sich, dass selbst für die hartnäckigsten Erzfeind*innen ein Happy End möglich ist. 



roher kanari

Michael Roher: Kali kann Kanari

Wien: Jungbrunnen 2021 | 144 S. | € 15,00 | ab 8 Jahren

Dieser Buchtipp erschien auch bei KIJUKU